2024.05.18 - Metal Hammer Germany - Time For The Blues (Slash)
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2024.05.18 - Metal Hammer Germany - Time For The Blues (Slash)
From the June 2024 issue of the magazine that was released on May 18.
Transcription:
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ZEIT FÜR DEN BLUES
14 Jahre, nachdem SLASH für sein gleichnamiges Solodebüt den lommi gemacht und eine Riege prominenter Gaststimmen um sich geschart hatte, adaptiert der inzwischen wieder amtierende Guns N' Roses-Gitarrist dieses Konzept für sein neues Album ORGY OF THE DAMNED. Was zunächst nach einer musikalischen Hommage des bekennenden Horrorfans an den Zombiefilmvater George A. Romero klingt, entpuppt sich als launige Coversong-Liebeserklärung an den Blues und dessen Ableger. Zum Vieraugengespräch über das neue Werk und die Ursuppe des Rock'n'Roll trafen wir Slash in einer Nobelherberge in Ku'damm-Nähe.
Slash, wie lange spukte die Idee, ein Blues-Cover-Album zu machen, schon in deinem Kopf herum, und wie hast du sie nun verwirklicht?
Mitte/Ende der Neunziger hatte ich mit ein paar Musikern, die jetzt zum Teil auch auf der Platte vertreten sind, eine Blues-Coverband (gemeint ist Slash's Blues Ball mit Sänger, Mundharmonika- und Keyboard-Spieler Teddy „Big Bag Zig Zag" Andreadis und Bassist Johnny Griparic als Wiederholungstätern - Anm.d.A.). Es hat Riesenspaß gemacht und ich hätte damals schon gerne ein paar Aufnahmen realisiert. Allerdings fand ich nie die Zeit dazu, bis eben jetzt, als ich zwischen Guns N' Roses-Tourneeabschnit-ten ein paar Wochen frei hatte. Ich rief also die Jungs an, und wir gingen unsere alten Setlists durch. Andere Songs schwebten mir auch schon vor. Diese Nummern probten wir flugs ein, und ich holte noch Tash Neal (Sänger und Gitarrist der Band The London Souls - Anm.d.A.) sowie Drummer Michael Jerome dazu. Alles wurde im Studio live eingespielt. Von den Gästen waren Gary Clark Jr. und Beth Hart leibhaftig mit dabei. Den Rest der Gesangsbeiträge haben wir nach und nach eingesammelt.
Die Song-Auswahl hat also die Wahl der Sänger und Sängerinnen bestimmt?
Ziemlich. Die Motivation für den Song 'Crossroads' war vor allem, eine Entschuldigung zu haben, um etwas mit Gary Clark Jr. zu machen. (grinst) Aber auch sonst hatte ich genaue Vorstellungen davon, wer welchen Titel singen könnte. Der Einzige, den ich nicht auf dem Plan hatte, war Iggy Pop. Unser Bassist Johnny erwähnte, dass er irgendwo gelesen habe, dass Pop schon immer ein Blues-Ding machen wollte. Also rief ich Iggy an, der dankbar für die Gelegenheit war. Er entschied sich sofort für 'Awful Dream' von Lightnin' Hopkins. Ich kannte das Stück zuerst gar nicht - es wirkt wie ein Outtake oder eine Song-Skizze - und musste es mir nach Gehör draufschaffen. Dann trafen wir uns in meinem Studio in L.A., saßen dort auf Barhockern und haben mit Akustikgitarre und seiner Stimme das Ding in zwei Takes sehr spontan eingespielt.
Es ist der einzige akustische Talking Blues auf der Platte. Die erste Single, das von Howlin' Wolf bekannt gemachte 'Killing Floor', ist ein Klassiker des elektrischen Blues. Passenderweise singt es AC/DCs Brian Johnson, wenn auch in ungewohnt tiefer Stimmlage. Böse Zungen könnten behaupten, dass du, nachdem Axl mit Angus bei AC/DC spielen konnte, aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit nun etwas mit Brian gemacht hast...
Ach, was die Leute immer denken. Nein, Brian war mein stimmlicher Wunschkandidat, und das Ganze hatte nichts Strategisches an sich. Das käme mir auch gar nicht in den Sinn.
In besagtem Song spielt Steven Tyler ein Mundharmonikasolo. Sein Gesangstalent nicht ebenfalls zu nutzen, ist eine Luxusentscheidung, die nur wenige zu treffen wagen ...
Ich wollte Steven von Anfang an dabeihaben, bekam ihn aber nicht an den Hörer. Als er mich dann endlich zurückrief, war die Platte so gut wie fertig. Ich fragte ihn daraufhin, ob er für die Howlin' Wolf-Nummer die Mundharmonika spielen wolle. Mehr hat aufgrund des Timings leider nicht hingehauen.
War es eine bewusste Entscheidung, bis auf Iggy keine der Stimmen, die auf deinem Solodebüt SLASH gesungen haben, für diese Platte erneut einzuladen, damit sich nichts doppelt?
Darüber habe ich witzigerweise gar nicht nachgedacht. Aber es gibt eine andere Parallele: Damals arbeitete ich zum ersten Mal mit Myles Kennedy, mit dem ich 15 Jahre später mit den Conspirators zusammen noch immer spiele. Ähnlich ist es jetzt mit Tash Neal, der neben Teddy nun der Hauptsänger für diese Blues-Band sein wird, wenn wir im Sommer damit auf US-Tour gehen. Aber was die Platte angeht: Teddy (damals primärer Slash's Blues Ball-Sänger-Anm.d.A.) ist absoluter Blues-Profi. Er singt nicht auf dem Album, weil ich lieber eine illustre Gruppe von Gaststimmen haben wollte, die es insgesamt interessanter macht.
Wie etwa Pop-Sängerin Demi Lovato, deren tollen Interpretation von 'Papa Was A Rolling Stone’ eine höchst gelungene Überraschung darstellt...
Diesen Song haben wir nicht mit Blues Ball, aber in der zweiten Ausgabe von Slash's Snakepit gecovert, bei der Johnny auch schon am Bass mit dabei war, genauso wie ein Sänger namens Rod Jackson, der das Ding wahnsinnig gut geschmettert hat. Diesmal schwebte mir aber eine Fassung vor, die stimmlich näher an der Temptations-Version des Songs ist. Dazu kam der Dreh einer jungen weiblichen Stimme, welche die Geschichten über ihren berüchtigten, entfremdeten Vater aus den Erzählungen ihrer Mutter vernimmt. Da fiel mir Demi ein. Sie hat ihr ganzes Herz reingesteckt. Die Nummer ist noch immer sehr lang, aber nicht so lang wie die Temptations-Fassung. Die habe ich zuletzt bei einer Autofahrt gehört, und sie war noch immer nicht zu Ende, als ich am Ziel angekommen war. (lacht)
Das Schöne an ORGY OF THE DAMNED ist, dass du dich nicht auf Blues-Purismus beschränkst, sondern auch Rhythm & Blues sowie Soul und Funk anklingen lässt - wie eben mit ‘Papa Was A Rolling Stone' oder auf dem von Tash gesungenen Stevie Wonder-Stück 'Living For The City’. Darüber hinaus sind neben Demi mit Dorothy und Beth Hart gleich drei Sängerinnen vertreten, was in der Männerdomäne Blues auch nicht alltäglich ist. Ist das deine Form von Frauenförderung?
Es ist weniger ein bewusstes und gezieltes Statement, sondern es sind alles eher weibliche Stimmen, die ich sehr schätze und mag. Wenn wir im Sommer mit allerhand anderen Acts diese Blues-Festivaltour machen, sind auch einige Künstlerinnen dabei. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass im Rock'n'Roll, aber auch im Blues und Jazz die weiblichen Künstler eine Ehrlichkeit an den Tag legen, die vielen ihrer männlichen Kollegen abgeht. Viele Typen wollen gern den Blueser geben, egal ob an der Gitarre oder am Gesang. Aber die meisten lassen Herz und Seele dabei vermissen. Dagegen gibt es wiederum etliche Künstlerinnen, die es verstehen, alles reinzulegen und so zu klingen, als bedeute es ihnen wirklich etwas.
Beth Hart ist als Dauerkollaborateurin von Gitarrist und Sänger Joe Bonamassa, dem wohl derzeit populärsten zeitgenössischen Blues-Interpreten, bekannt. Stand Joe auch auf deiner Liste?
Joe ist super, und seine letzte Platte eine Wucht. Mir war es aber wichtig, für dieses Album nicht so viel mit traditionellen Blues-Muckern zusammenzuarbeiten. Wie du schon sagtest, gibt es verschiedene Stile auf der Platte. Das ganze Ding sollte auch nicht so rüberkommen wie „Achtung, hier kommt Mr. Rock vom gegenüberliegenden Block, der nun mit all diesen Blues-Profis die Nachbarschaft aufmischt." Ich bin vom Blues beeinflusst, aber in erster Linie eben doch ein Rock-Typ, der nebenbei mal Spaß an ein paar lässigen Blues-Nummern hat. Dementsprechend hatte ich Joe nicht auf dem Plan, aber dafür Beth, mit der ich schon mal gearbeitet hatte. Natürlich hätte ich auch gerne mal mit Joe einen gezockt. Gary Clark Jr. habe ich - wie gesagt - auch deshalb an Bord geholt, weil ich unbedingt mit ihm Gitarre spielen wollte. Er kam während der Arbeit an seinem aktuellen Album vorbei und wirkte, als würde er diesen Tapetenwechsel sehr genießen. Wir spielten ein paar Stunden zusammen und es war cool, auf seine Vorlagen zu antworten. Außer ihm spielen nur noch Tash und Billy Gibbons neben mir Gitarre auf dem Album.
Du bist von britisch-amerikanischer Herkunft und hast deine ersten Lebensjahre in England verbracht. Ist das einer der Gründe dafür, warum du mit 'Oh Well' von Peter Greens Fleetwood Mac auch die britische Variante des Blues würdigst?
Der Song hat eines meiner absoluten Lieblings-Riffs. Ich liebe Peter Green. Als kleiner Junge hatte ich keinen Schimmer von amerikanischen Blues, sondern kannte durch meinen Vater vor allem die Stones und die Yardbirds. Meine Oma mütterlicherseits hat mich dann später in den Staaten mit amerikanischem Blues wie dem von B.B. King bekannt gemacht, der in ihrer Familie sehr beliebt war. Aber zu Anfang waren es für mich als Gitarrist vor allem die Briten, die mich inspiriert haben: Eric Clapton, Jimmy Page, Jeff Beck und Rory Gallagher. Aber auch Johnny Winter.
Das letzte Stück auf dem Album ist ein Instrumental namens 'Metal Chestnut' und die einzige Eigenkomposition auf der Platte. Da hier, wenn auch nur im Titel, schon das Wort „Metal" auftaucht: Gibt es einen quintessenziellen Blues-Song, den jeder Headbanger kennen sollte?
Blues und Metal sind eigentlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Aber ich gebe zu, dass ich Lemmy sehr gerne als Sänger auf diesem Album gehabt hätte. Zudem hatte ich vorübergehend auch die Idee, 'Born Under A Bad Sign' in einer ganz anderen Version, nämlich mit Dave Mustaine, auszuprobieren. Das habe ich aber letztlich verworfen und ihn gar nicht erst gefragt, weil ich mich dazu entschieden hatte, den Song in dem Stil, wie er jetzt mit Paul Rodgers auf dem Album zu hören ist, zu machen. Aber vielleicht wird das mit mir und Dave ja eines Tages was. Jetzt, da wir darüber gesprochen haben, wird mir das sicher wieder in den Sinn kommen.
FRANK THIESSIES
Transcription:
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ZEIT FÜR DEN BLUES
14 Jahre, nachdem SLASH für sein gleichnamiges Solodebüt den lommi gemacht und eine Riege prominenter Gaststimmen um sich geschart hatte, adaptiert der inzwischen wieder amtierende Guns N' Roses-Gitarrist dieses Konzept für sein neues Album ORGY OF THE DAMNED. Was zunächst nach einer musikalischen Hommage des bekennenden Horrorfans an den Zombiefilmvater George A. Romero klingt, entpuppt sich als launige Coversong-Liebeserklärung an den Blues und dessen Ableger. Zum Vieraugengespräch über das neue Werk und die Ursuppe des Rock'n'Roll trafen wir Slash in einer Nobelherberge in Ku'damm-Nähe.
Slash, wie lange spukte die Idee, ein Blues-Cover-Album zu machen, schon in deinem Kopf herum, und wie hast du sie nun verwirklicht?
Mitte/Ende der Neunziger hatte ich mit ein paar Musikern, die jetzt zum Teil auch auf der Platte vertreten sind, eine Blues-Coverband (gemeint ist Slash's Blues Ball mit Sänger, Mundharmonika- und Keyboard-Spieler Teddy „Big Bag Zig Zag" Andreadis und Bassist Johnny Griparic als Wiederholungstätern - Anm.d.A.). Es hat Riesenspaß gemacht und ich hätte damals schon gerne ein paar Aufnahmen realisiert. Allerdings fand ich nie die Zeit dazu, bis eben jetzt, als ich zwischen Guns N' Roses-Tourneeabschnit-ten ein paar Wochen frei hatte. Ich rief also die Jungs an, und wir gingen unsere alten Setlists durch. Andere Songs schwebten mir auch schon vor. Diese Nummern probten wir flugs ein, und ich holte noch Tash Neal (Sänger und Gitarrist der Band The London Souls - Anm.d.A.) sowie Drummer Michael Jerome dazu. Alles wurde im Studio live eingespielt. Von den Gästen waren Gary Clark Jr. und Beth Hart leibhaftig mit dabei. Den Rest der Gesangsbeiträge haben wir nach und nach eingesammelt.
Die Song-Auswahl hat also die Wahl der Sänger und Sängerinnen bestimmt?
Ziemlich. Die Motivation für den Song 'Crossroads' war vor allem, eine Entschuldigung zu haben, um etwas mit Gary Clark Jr. zu machen. (grinst) Aber auch sonst hatte ich genaue Vorstellungen davon, wer welchen Titel singen könnte. Der Einzige, den ich nicht auf dem Plan hatte, war Iggy Pop. Unser Bassist Johnny erwähnte, dass er irgendwo gelesen habe, dass Pop schon immer ein Blues-Ding machen wollte. Also rief ich Iggy an, der dankbar für die Gelegenheit war. Er entschied sich sofort für 'Awful Dream' von Lightnin' Hopkins. Ich kannte das Stück zuerst gar nicht - es wirkt wie ein Outtake oder eine Song-Skizze - und musste es mir nach Gehör draufschaffen. Dann trafen wir uns in meinem Studio in L.A., saßen dort auf Barhockern und haben mit Akustikgitarre und seiner Stimme das Ding in zwei Takes sehr spontan eingespielt.
Es ist der einzige akustische Talking Blues auf der Platte. Die erste Single, das von Howlin' Wolf bekannt gemachte 'Killing Floor', ist ein Klassiker des elektrischen Blues. Passenderweise singt es AC/DCs Brian Johnson, wenn auch in ungewohnt tiefer Stimmlage. Böse Zungen könnten behaupten, dass du, nachdem Axl mit Angus bei AC/DC spielen konnte, aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit nun etwas mit Brian gemacht hast...
Ach, was die Leute immer denken. Nein, Brian war mein stimmlicher Wunschkandidat, und das Ganze hatte nichts Strategisches an sich. Das käme mir auch gar nicht in den Sinn.
In besagtem Song spielt Steven Tyler ein Mundharmonikasolo. Sein Gesangstalent nicht ebenfalls zu nutzen, ist eine Luxusentscheidung, die nur wenige zu treffen wagen ...
Ich wollte Steven von Anfang an dabeihaben, bekam ihn aber nicht an den Hörer. Als er mich dann endlich zurückrief, war die Platte so gut wie fertig. Ich fragte ihn daraufhin, ob er für die Howlin' Wolf-Nummer die Mundharmonika spielen wolle. Mehr hat aufgrund des Timings leider nicht hingehauen.
War es eine bewusste Entscheidung, bis auf Iggy keine der Stimmen, die auf deinem Solodebüt SLASH gesungen haben, für diese Platte erneut einzuladen, damit sich nichts doppelt?
Darüber habe ich witzigerweise gar nicht nachgedacht. Aber es gibt eine andere Parallele: Damals arbeitete ich zum ersten Mal mit Myles Kennedy, mit dem ich 15 Jahre später mit den Conspirators zusammen noch immer spiele. Ähnlich ist es jetzt mit Tash Neal, der neben Teddy nun der Hauptsänger für diese Blues-Band sein wird, wenn wir im Sommer damit auf US-Tour gehen. Aber was die Platte angeht: Teddy (damals primärer Slash's Blues Ball-Sänger-Anm.d.A.) ist absoluter Blues-Profi. Er singt nicht auf dem Album, weil ich lieber eine illustre Gruppe von Gaststimmen haben wollte, die es insgesamt interessanter macht.
Wie etwa Pop-Sängerin Demi Lovato, deren tollen Interpretation von 'Papa Was A Rolling Stone’ eine höchst gelungene Überraschung darstellt...
Diesen Song haben wir nicht mit Blues Ball, aber in der zweiten Ausgabe von Slash's Snakepit gecovert, bei der Johnny auch schon am Bass mit dabei war, genauso wie ein Sänger namens Rod Jackson, der das Ding wahnsinnig gut geschmettert hat. Diesmal schwebte mir aber eine Fassung vor, die stimmlich näher an der Temptations-Version des Songs ist. Dazu kam der Dreh einer jungen weiblichen Stimme, welche die Geschichten über ihren berüchtigten, entfremdeten Vater aus den Erzählungen ihrer Mutter vernimmt. Da fiel mir Demi ein. Sie hat ihr ganzes Herz reingesteckt. Die Nummer ist noch immer sehr lang, aber nicht so lang wie die Temptations-Fassung. Die habe ich zuletzt bei einer Autofahrt gehört, und sie war noch immer nicht zu Ende, als ich am Ziel angekommen war. (lacht)
Das Schöne an ORGY OF THE DAMNED ist, dass du dich nicht auf Blues-Purismus beschränkst, sondern auch Rhythm & Blues sowie Soul und Funk anklingen lässt - wie eben mit ‘Papa Was A Rolling Stone' oder auf dem von Tash gesungenen Stevie Wonder-Stück 'Living For The City’. Darüber hinaus sind neben Demi mit Dorothy und Beth Hart gleich drei Sängerinnen vertreten, was in der Männerdomäne Blues auch nicht alltäglich ist. Ist das deine Form von Frauenförderung?
Es ist weniger ein bewusstes und gezieltes Statement, sondern es sind alles eher weibliche Stimmen, die ich sehr schätze und mag. Wenn wir im Sommer mit allerhand anderen Acts diese Blues-Festivaltour machen, sind auch einige Künstlerinnen dabei. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass im Rock'n'Roll, aber auch im Blues und Jazz die weiblichen Künstler eine Ehrlichkeit an den Tag legen, die vielen ihrer männlichen Kollegen abgeht. Viele Typen wollen gern den Blueser geben, egal ob an der Gitarre oder am Gesang. Aber die meisten lassen Herz und Seele dabei vermissen. Dagegen gibt es wiederum etliche Künstlerinnen, die es verstehen, alles reinzulegen und so zu klingen, als bedeute es ihnen wirklich etwas.
Beth Hart ist als Dauerkollaborateurin von Gitarrist und Sänger Joe Bonamassa, dem wohl derzeit populärsten zeitgenössischen Blues-Interpreten, bekannt. Stand Joe auch auf deiner Liste?
Joe ist super, und seine letzte Platte eine Wucht. Mir war es aber wichtig, für dieses Album nicht so viel mit traditionellen Blues-Muckern zusammenzuarbeiten. Wie du schon sagtest, gibt es verschiedene Stile auf der Platte. Das ganze Ding sollte auch nicht so rüberkommen wie „Achtung, hier kommt Mr. Rock vom gegenüberliegenden Block, der nun mit all diesen Blues-Profis die Nachbarschaft aufmischt." Ich bin vom Blues beeinflusst, aber in erster Linie eben doch ein Rock-Typ, der nebenbei mal Spaß an ein paar lässigen Blues-Nummern hat. Dementsprechend hatte ich Joe nicht auf dem Plan, aber dafür Beth, mit der ich schon mal gearbeitet hatte. Natürlich hätte ich auch gerne mal mit Joe einen gezockt. Gary Clark Jr. habe ich - wie gesagt - auch deshalb an Bord geholt, weil ich unbedingt mit ihm Gitarre spielen wollte. Er kam während der Arbeit an seinem aktuellen Album vorbei und wirkte, als würde er diesen Tapetenwechsel sehr genießen. Wir spielten ein paar Stunden zusammen und es war cool, auf seine Vorlagen zu antworten. Außer ihm spielen nur noch Tash und Billy Gibbons neben mir Gitarre auf dem Album.
Du bist von britisch-amerikanischer Herkunft und hast deine ersten Lebensjahre in England verbracht. Ist das einer der Gründe dafür, warum du mit 'Oh Well' von Peter Greens Fleetwood Mac auch die britische Variante des Blues würdigst?
Der Song hat eines meiner absoluten Lieblings-Riffs. Ich liebe Peter Green. Als kleiner Junge hatte ich keinen Schimmer von amerikanischen Blues, sondern kannte durch meinen Vater vor allem die Stones und die Yardbirds. Meine Oma mütterlicherseits hat mich dann später in den Staaten mit amerikanischem Blues wie dem von B.B. King bekannt gemacht, der in ihrer Familie sehr beliebt war. Aber zu Anfang waren es für mich als Gitarrist vor allem die Briten, die mich inspiriert haben: Eric Clapton, Jimmy Page, Jeff Beck und Rory Gallagher. Aber auch Johnny Winter.
Das letzte Stück auf dem Album ist ein Instrumental namens 'Metal Chestnut' und die einzige Eigenkomposition auf der Platte. Da hier, wenn auch nur im Titel, schon das Wort „Metal" auftaucht: Gibt es einen quintessenziellen Blues-Song, den jeder Headbanger kennen sollte?
Blues und Metal sind eigentlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Aber ich gebe zu, dass ich Lemmy sehr gerne als Sänger auf diesem Album gehabt hätte. Zudem hatte ich vorübergehend auch die Idee, 'Born Under A Bad Sign' in einer ganz anderen Version, nämlich mit Dave Mustaine, auszuprobieren. Das habe ich aber letztlich verworfen und ihn gar nicht erst gefragt, weil ich mich dazu entschieden hatte, den Song in dem Stil, wie er jetzt mit Paul Rodgers auf dem Album zu hören ist, zu machen. Aber vielleicht wird das mit mir und Dave ja eines Tages was. Jetzt, da wir darüber gesprochen haben, wird mir das sicher wieder in den Sinn kommen.
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